Der in Zürich lebende Peter Koenig hat aus Beobachtungen die Quellentheorie entwickelt.

Die Quelle ist eine Person, die eine Idee hat, Initiativen ergreift und Risiken eingeht, um sie umzusetzen. Ihre Hauptaufgabe ist es zu klären, was der nächste Schritt zur Entwicklung ihres Projekts ist. Wenn sie Unterstützung braucht, lädt sie andere ein, sich zu beteiligen und eine „Quelle“ für einen Teil des Projekts zu werden. Alle unsere Kollektive wurden auf diese Weise geboren. Wir sind nicht Besitzer der Quelle, sondern deren Gestalter.

Aus diesem Quellenprinzip heraus möchte ich heute die Übergabe eines Unternehmens betrachten. Es geht um die Rollen der Quellenperson und des Nachfolgenden und nicht um die Übergabe des Unternehmens auf der materiellen Seite. 

Ein Unternehmer ist demnach eine Quellenperson eines Projektes. Er oder sie hat diese Idee ins Leben gebracht und ist zu deren Umsetzer, Inspirator und Hüter geworden.

Irgendwann kommt die Zeit in der die Quellenperson die Idee weitergibt. Das kann mit dem Pensionsalter zusammenfallen, oder auch schon viel früher sein, wenn die Quellenperson sich einer neuen Idee zuwenden möchte.

Die Weitergabe gelingt dann, wenn drei Komponenten ineinandergreifen:

Freiheit, Vertrauen und Risikobereitschaft.

Die Übertragung der Rolle der Quelle ist vor allem eine Frage der Freiheit:

Die Quellenperson, also der heutige Inhaber muss frei sein, die Quelle, an wen er immer möchte, weiterzugeben. Auch der gewünschte Nachfolgende muss sich frei fühlen die Übertragung anzunehmen. Darüber hinaus steht es der Quellenperson frei die Quelle zu übermitteln, wann immer er will, und niemand – nicht einmal der Nachfolgende – kann ihr diesbezüglich Vorschriften machen.

Die Quellenperson muss darauf vertrauen können, dass ihr Nachfolgender die Quelle ausfüllen kann, indem sie die Rollen des Unternehmers, Führers und Hüter angemessen ausübt. Auf der anderen Seite muss die für den Empfang der Quelle auserkorene Person Vertrauen in die Quellenperson und ihr Projekt haben. Sie braucht die Bereitschaft sich mit ihren eigenen Fähigkeiten der Quellenverantwortung zu stellen.

Der abgebende Unternehmer braucht die Überzeugung, dass die zukünftige Quelle die Seele des Projektes, seine DNA, das heisst die Vision des Projekts und seine Werte respektieren, pflegen und verteidigen wird. Nur wenn der Empfänger von Anfang an die Vision und die Werte teilt, die die bisherige Quellenperson mit dem Projekt verbunden hat, wird er in der Lage sein, die Rolle der Quelle zu übernehmen und zur Quelle des Unternehmens zu werden, unabhängig von den Fähigkeiten.

Um den Prozess der Übergabe transparent zu machen und zu bekräftigen kann ein Ritual hilfreich sein. Das kann z.B. eine gemeinsame «Schlüsselübergabe» mit den Mitarbeitenden sein.

Diese formelle Übertragung hat viele Vorteile:

Sie unterscheidet klar zwischen vorher und nachher, wer verantwortlich ist und wer nicht mehr. Der Quellenwechsel wird den Beteiligten sofort unmissverständlich mitgeteilt. Die neue Quelle wird dank ihrer öffentlichen Beglaubigung durch die alte Quelle von allen klar anerkannt.

Mehr über das Quellenprinzip ist in dem von Stefan Merckelbach 2020 veröffentlichen Buch «Ein kleines rotes Buch über die Quelle» nachzulesen.

 

 

 

 

 

Markus Fellmann, Partner
KMU Nachfolgezentrum

Region Ostwestschweiz
E-Mail: mf@kmu-nachfolgezentrum.ch
Telefon: 071 555  65 14

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