40 Jahre nach der Gründung übergab Hanspeter Rufener am 1. Juli 2022 sein Metallbauunternehmen an Raphael Schneider. Im Gespräch mit Sven Sievi, Präsident AM Suisse Bern, blicken der Übergeber und der Übernehmer zurück und erklären, was es für eine erfolgreiche Geschäftsübergabe braucht.

Hanspeter Rufener: Wann haben Sie erstmals daran gedacht, Ihr Unternehmen zu übergeben?
Bis ich 60-jährig war habe ich nicht daran gedacht. Mit 62 kam diese Frage dann immer näher, aber ich hatte bei all der Arbeit keine Zeit und wusste auch nicht, wie ich diesen Prozess angehen sollte und wer mich dabei unterstützen könnte.

Raphael Schneider: Wann haben Sie sich erstmals damit beschäftigt, Unternehmer zu werden?
Eigentlich schon nach meiner Lehre als Elektromonteur. Ich habe dann die Berufsmaturität gemacht und an einer Fachhochschule Wirtschaftsingenieur studiert. Ich war in der Baunebenbranche tätig und hatte Spass an Führungsaufgaben. Über den Marktplatz des KMU Nachfolgezentrums kam dann der Kontakt zu Hanspeter zustande.

Hanspeter Rufener: Wie kam es dazu?
Mein Sohn arbeitet zwar im Betrieb, aber aus persönlichen Gründen kam eine Nachfolge für ihn nicht in Frage. Eine Lösung mit einem langjährigen Mitarbeiter kam ebenfalls nicht zustande. Ein weiterer Übernehmer hat mir kurz vor der Unterschrift der Verträge abgesagt. Somit war ich wieder auf „Feld 1″. Da erinnerte ich mich an einem Vortrag des KMU Nachfolgezentrums Bern bei der Raiffeisen-Bank.

Wie ging es weiter? Raphael Schneider: Wir kamen anfangs Januar 2022 zusammen. Die Chemie stimmte von Anfang an. Wir haben einen straffen Zeitplan aufgestellt und am 1. Juli 2022 fand die Übergabe statt.

Welche Bedeutung hatte die externe Begleitung? Raphael Schneider:
Die Banken haben in solchen Situationen ja eher die Sicht des Übergebers, weil sie mit diesem schon eine Geschäftsbeziehung haben. Am Ende muss es aber für beide Parteien, nicht nur finanziell, fair sein. Es muss einfach alles passen.
Hanspeter Rufener: All die notwendigen Vorbereitungsarbeiten, die Verträge und das Finanzielle (Steuern, Treuhänder etc.) hätte ich neben der täglichen Arbeit nicht ohne Unterstützung erledigen können.

Wie gingen Sie gegenüber Mitarbeitenden und Kunden vor? Raphael Schneider: Ein erster Kontakt mit dem Team fand bereits im März 2022 statt. Ich kam ja von ausserhalb des Metallbaus. Das war aber kein Problem. Wichtig war und ist, Interesse zu haben, lernen zu wollen, das grosse fachliche Know-how der Mitarbeiter im Betrieb abzuholen und sie einzubeziehen. Im Bereich Führung hatte ich zudem Erfahrung, was mir sehr geholfen hat.
Hanspeter Rufener: Ich hatte Kunden, mit denen ich seit 30 oder sogar 40 Jahren zusammenarbeitete. Da kamen natürlich schon Fragen, wie es weitergeht. Bereits nach der unterzeichneten Absichtserklärung haben wir die Kunden angeschrieben und danach immer wieder in persönlichen Gesprächen informiert. Wir gingen auch nach der Übergabe in einer ersten Phase zusammen zu den Kunden. Die Information der Kunden war ganz wichtig, denn sie wollten wissen, was sich tut.

Wie ging die Zusammenarbeit nach der Übergabe weiter? Raphael Schneider: Hanspeter war bis Ende 2022 zu 70% und im 2023 noch zu 30% angestellt. Heute unterstützt er mich noch bei Fragen und hilft uns immer noch mit grosser Hingabe. Dieser Plan war von Anfang an klar und hat sich sehr bewährt.

War es nicht schwierig loszulassen, Hanspeter Rufener?
Nach der Übergabe habe ich zuerst gedacht: „Jetzt braucht es meinen vollen Einsatz.“ Ich habe dann aber rasch gemerkt, dass Raphael selber will und ein Unternehmer von A bis Z ist. Ich liess ihn dann machen und hatte immer ein sehr gutes Gefühl. Das hat mir die Übergabe sehr erleichtert. Auch die positiven Rückmeldungen der Kunden haben mir gezeigt, richtig entschieden zu haben.

Was sind rückblickend Ihre wichtigsten Erkenntnisse? Hanspeter Rufener: Eine Geschäftsübergabe braucht viel Zeit. Eigentlich sollte man ab dem Alter von 50 Jahren beginnen, sich damit zu beschäftigen. Das Unternehmen muss für eine Übergabe ja fit gemacht werden. Das benötigt Zeit. Auch steuerlich ist eine langfristige Planung wichtig. Und dann kann es – wie in meinem Fall- auch vorkommen, dass eine als sicher geglaubte Lösung doch nicht funktioniert. Zudem ist eine Begleitung, welche mit dem KMU-Anliegen und mit der Branche vertraut ist, wichtig.
Raphael Schneider: Ja, für mich als Übernehmer im Alter von 32 Jahren ohne Erfahrungen als Unternehmer war das Vertrauen in die externe Begleitung zentral. Natürlich war es auch wichtig, dass ich ein gesundes Unternehmen mit einer guten Basis übernehmen konnte. Dass die Infrastruktur stimmte, das Team funktionierte und auch die Kunden im Boot waren, gar mir Sicherheit und Ruhe.

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