Baukommissionen kümmern sich um Ortsbilderhaltung, und das ist schön. Der Unternehmergeist stellt dieses Kümmern heute aber etwas infrage.

Denn weniger schön ist, wenn Baukommissionen einerseits die scheusslichsten Gebäude zulassen, die von deprimierender Ausstrahlung, demonstrativem Geiz und baulicher Grobheit nur so strotzen, sich dann aber bei Details, beispielsweise bei Renovationen privater Bauten, absurd kleinlich und rechthaberisch aufführen. Dies im Namen der «Ortsbilderhaltung». Ein Beispiel bringt der Artikel im «Bund» vom 4. Mai: Ist dieses Haus in Köniz weiss oder blau?

Demnach muss ein Könizer Hausbesitzer seine frisch gestrichene weisse Fassade wieder umstreichen – in einem anderen Weisston.

Was ist passiert?

2020 entscheidet sich der Hausbesitzer für eine energetische Fassadensanierung – der Umwelt zuliebe, wie er betont. Konkret soll das Haus durch eine bessere Aussendämmung und neue Fenster eine bessere Isolierung erhalten. Er wolle damit einen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels leisten.

Nach den Arbeiten lässt der Hausbesitzer die bis dahin weisse Fassade frisch streichen – in Weiss mit leichtem Blauton. Die ursprünglich dunkelblauen Fensterläden bestellt er neu in Reinweiss. Ein Nachbar kann sich mit dem Neuanstrich allerdings nicht abfinden und zeigt den Hausbesitzer bei der Gemeinde Köniz an. Diese führt vor Ort eine Kontrolle durch – und kommt zum Schluss, dass das gewählte Farbkonzept für das als erhaltenswert eingestufte Haus aus den 1920erJahren zu modern und deshalb nicht erwünscht sei.

Die Behörde empfindet die Fassade nicht als weiss, wie dies im Baugesuch aufgeführt ist, sondern als hellblau. Die reinweissen Fensterläden würden sich zudem zu wenig stark von der Fassadenfarbe abheben. Die Gemeinde fordert den Hausbesitzer auf, Fassade wie Fensterläden wieder in die ursprüngliche Farbgebung zu versetzen, obwohl selbst der Heimatschutz in einer Stellungnahme findet, dass der Farbton immer noch weiss sei.

Der hier zutage tretende Mangel an Augenmass wird im Artikel zu Recht Posse genannt.

Mir fällt auf, dass in der Agglomeration immer mehr kostbares Kulturland für Parkplätze und Einkaufszentren geopfert wird (für Landis als Beispiel, welche notabene den Landwirten gehören!). Es ist wirklich zum Weinen, wie trist und geschmacklos manche Ortschaften mittlerweile aussehen. Die Vororte werden zunehmend mit einfallslosen Gebäuden überflutet, die entweder hässlich oder bestenfalls so spannend wie eine Tüte Chips sind und keinerlei Rücksicht auf ihre Umgebung nehmen. Ästhetik? Fehlanzeige! Um diesem Dilemma zu entkommen, machen wir lieber aus den alten Innenstädten unbewohnbare Museen, damit Touristen wenigstens kitschige Selfies schiessen können, während immer mehr Anwohner aus Innenstädten ausziehen und so modernes Leben in – zu Recht gehüteter – alter Umgebung verunmöglichen.

Aber mal im Ernst: Das Errichten eines attraktiven und ästhetischen Lebensraums erfordert kein Regelwerk von gestern. Es braucht eine Portion gesunden Menschenverstand, intelligente Kompromisse und eine Prise Humor. Nur so können wir eine Umgebung schaffen, die nicht nur schön, sondern auch lebenswert ist.

Also, wie bringen wir es fertig, diese Werte in die Baukommissionen, die Ämter und zu den neidischen Nachbarn zu bringen?

Mein Rat: Versuche, vor der Entscheidung das Gespräch mit den Nachbarn und den Kommissionen zu suchen und ihre Bedenken zu verstehen. Erkläre deine Beweggründe. Manchmal kann eine offene und ehrliche  Kommunikation Missverständnisse klären und zu einem besseren Verständnis führen.

Weiter empfehle ich den Baukommissionen und Ämtern einen Crashkurs in gesundem Menschenverstand, Mediation und Gemeinschaftssinn.

Wer weiss, vielleicht können wir mit offener Kommunikation, etwas Humor und Kreativität tatsächlich etwas bewegen!

Der Unternehmergeist und das blaue Haus (PDF)

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